Zusammenfassung
Hintergrund Aufgrund von experimentellen Untersuchungen an Leichenaugen wird davon ausgegangen,
dass die Wundstabilität bei der „No-stitch”-Kataraktchirurgie höher ist, als dies
mit früheren Techniken der Fall war. Systematische klinische Untersuchungen hierzu
fehlen. Wir haben daher die Wundstabilität in Abhängigkeit von der Inzisionstiefe
und vom Inzisionsort in einer prospektiven randomisierten Studie untersucht.
Patienten In die Studie wurden 162 Patienten mit einem 7-mm-Tunnelschnitt aufgenommen. Folgende
6 Gruppen zu je 27 Patienten wurden miteinander verglichen: Primäre Inzisionstiefe
von 300 µm gegenüber 500 µm, limbale Inzision gegenüber skleraler Inzision, sklerale
Inzision in 12-h Position gegenüber skleraler Inzision temporal, limbale Inzision
in 12-h-Position gegenüber limbale Inzision temporal. Die Messung der Wundstabilität
wurde am ersten postoperativen Tag und nach einer Woche am Ort der geringsten Stabilität
unmittelbar hinter der Inzision mittels eines Ophthalmodynamometers durchgeführt,
der es erlaubte, bis zur nachgewiesenen Fistulation eine definierte Kraft auf eine
definierte Fläche senkrecht zum Bulbus zu applizieren.
Ergebnisse Die Wundstabilität am 1. postoperativen Tag war mit einer durchschnittlichen Belastbarkeit
von 37,6 ±4,1 kPa beim skleralen temporalen Schnitt am höchsten und beim limbalen
Schnitt bei 12 h mit 21,8±5,4 kPa am geringsten. Auch in der Phase der Wundheilung
nach 8 Tagen war die geringste Wundstabilität mit 30,9±7,5 kPa beim limbalen Schnitt
bei 12 h und die absolut höchste beim skleral temporalen mit 38,4±2,1 kPa zu verzeichnen.
Diese Unterschiede waren jeweils signifikant. Bezüglich der Schnitt-Tiefe waren keine
signifikanten Unterschiede festzustellen.
Schlußfolgerung Die Lage der primären Inzision ist in bezug auf die zu erwartende mechanische Wundstabilität
gegenüber Druck von außen ein nicht zu vernachlässigender Faktor. Der stabilste untersuchte
Inzisionsort ist der skleral temporale und der am wenigsten stabile der limbale bei
12-h-Position.
Summary
Background Supported by experiments on cadaver eyes the no-stitch technique seems to possess
higher wound strength. Until now there have been no clinical trials addressing this
subject. This prompted us to investigate the wound strength with variing incision
depth and incision site in a prospective randomized and controled clinical trial.
Methods For this study 162 patients with a 7-mm tunnel incision were recruited. They were
devided into the following subgroups: Primary incision depth of 300 µm versus 500
µm limbal incision versus scleral incision, scleral incision in 12 h position versus
temporal scleral incision, limbal incision in 12-h position versus temporal limbal
incision. The wound strength was measured by an ophthalmodynamometer on the first
postoperative day and after 1 week at the site with the least mechanical stability
adjacent and posteriorly to the primary incision.
Results On the first day after surgery the wound strength was best in the temporal scleral
incision with an ophthalmodynamometer reading of 37.6±4.1 kPa and it was the least
in the 12-h limbal incision with an ophthalmodynamometer reading of 21.8±5.4 kPa.
After 1 week also the wound strength was best in the temporal scleral incision with
38.4±2.1 kPa and it was the least in 12-h limbal incision with 30.9±7.5 kPa.
Conclusions These findings demonstrate that the site of the primary incision is a very important
factor in determining the mechanical wound strength concerning resistance against
external pressure. The wound strength was best in the temporal scleral incision.
Schlüsselwörter
Postoperative Wundstabilität - „No-stitch”-Katarakttechnik - Schnittlokalisation -
Schnittiefe
Key words
Wound strength - no-stitch technique - cataract surgery - incision site - incision
depth